Markttransparenzstelle verfehlt die Erwartungen

Wie die Spritpreis-Apps zu weniger Wettbewerb führen

Markttransparenzstelle verfehlt die Erwartungen

Foto: Fotolia / Gina Sanders

sup.- Preisdifferenzen und Preisschwankungen an den Tankstellen sollten leichter zu erkennen, günstige Angebote schneller zu finden sein. Das waren die wichtigsten Gründe für die Einrichtung der so genannten Markttransparenzstelle für Kraftstoffe im Jahr 2013. Das Bundeskartellamt wollte mit dieser Institution jeden Autofahrer gewissermaßen in Echtzeit über die aktuelle Preissituation an den Stationen in seiner Umgebung bzw. entlang der geplanten Fahrtroute informieren. Die rund 13.000 Tankstellen in Deutschland müssen seitdem jede Preisänderung unverzüglich der Markttransparenzstelle melden. Von dort werden die Daten an Verbraucher-Informationsdienste weitergegeben, die damit beispielsweise spezielle Spritpreis-Apps für das Smartphone auf dem aktuellen Stand halten. „Dies erlaubt einen besseren Preisüberblick und eine bessere Auswahlentscheidung und stärkt so den Wettbewerb“, versprach die Kartellbehörde zum Start der Initiative.

Eine äußerst optimistische Erwartung, die schon damals längst nicht von jedem geteilt wurde. Kritiker befürchteten, dass durch die freie Verfügbarkeit sämtlicher Daten dem Tankstellenbetreiber eine Angleichung der Preise an die Konkurrenz jetzt noch leichter falle. „Musste er früher selbst bei strömendem Regen aus dem Büro, um zu sehen, wo das Preisniveau der benachbarten Tankstellen lag, hilft ihm heute die entsprechende App“, bestätigt der Wirtschaftspublizist Detlef Brendel, Autor des Fachbuchs „Wirtschaft im Würgegriff / Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert“ (Campus Verlag, ISBN 978-3-593-50150-5). Er warnte vor der „ersten Preisabsprachen-App der Welt“, die ausgerechnet das Bundeskartellamt der Mineralölindustrie spendiere.

Leider hat die Entwicklung den Skeptikern Recht gegeben. Denn bislang hat die neue Transparenz beim Tanken nur eines bewirkt: Sie führt den Autofahrern ihre Machtlosigkeit gegenüber der Preisgestaltung der Kraftstoffanbieter besonders drastisch vor Augen. Anstatt durch mehr Wettbewerb untereinander um Kundschaft zu kämpfen, senken und heben die Tankstellen ihre Preise in beeindruckender Synchronizität, oft mit zehn oder mehr nahezu identischen Anpassungen während des Tagesverlaufs. Selbst das federführende Bundeskartellamt musste bereits in einer Zwischenbilanz nach einem Jahr Markttransparenzstelle einräumen: „Preiserhöhungen der führenden Anbieter Aral, Shell, Esso, Total und Jet stehen weiterhin in engem zeitlichen Zusammenhang. Sie treten nun insbesondere in den Abendstunden auf.“ Dann ziehen die Preise nämlich flächendeckend an, um stets in der Nacht und den frühen Morgenstunden einen Höchststand zu erreichen. Das Nachsehen haben nicht nur die Autofahrer, sondern auch freie und kleinere Tankstellen ohne zentrale EDV, die bei dem permanenten Spritpreis-Jojo gar nicht mithalten können. Und manche Pächter beklagen noch ein weiteres Problem: Weil die Autofahrer morgens keinen günstigen Sprit mehr finden, verzichten sie auf die bewährte Kombination von Tankstopp und Backshop. Durch den spürbaren Umsatzschwund beim Verkauf von Frühstücksbrötchen bricht manchem Tankstellenbetreiber eine wichtige Säule des Shop-Geschäftes weg.

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