Für Außenstehende ist es meistens Krach, für viele Fans eine Lebenseinstellung und die einzig wahre große Liebe – die Heavy Metal Musik. Entstanden ist diese Musikrichtung und dazugehörige Subkultur zu Beginn der 1970er Jahre. Als ihre Urväter gelten die drei, auch über die Szene hinaus bekannten Bands, Led Zeppelin, Deep Purple und Black Sabbath. Den musikalischen Ursprung hat die Musik im Blues- und Hard Rock und kann als die Verdrängung des Blues aus dem Rock beschrieben werden. Auf Basis von Bluesrock entstand eine Riff-betontere Musik, die desweiteren Einflüsse aus Klassik, Jazz und Unterhaltungsmusik zu verzeichnen hat. In ihrer Standardbesetzung gleicht eine Heavy Metal – Band der einer klassischen Rockband: Die Gitarre (teilweise in Rhythmus- und Leadgitarre unterteilt), E-Bass, Schlagzeug und Gesang. Das Klangzentrum liegt in Gitarre und Schlagzeug. Typisch sind hohe Verstärkung und Verzerrung der Gitarren, sowie ein schnelles und druckvolles Schlagzeugspiel. Ende der 1980er Jahre genoss die Stilrichtung vor allem in den USA eine kurze sehr erfolgreiche Phase und stürmte die Charts mit Bands wie Alice Cooper, Poison, Mötley Crüe und Bon Jovi.
Viele Heavy Metal – Fans geben sich gern entsprechend zu erkennen. Typisch sind lange Haare, meist schwarze Kleidung, hauptsächlich Leder und Jeans. Auch Schmuck steht hoch im Kurs, Nietengürtel oder -armbänder, Ringe und Halsketten. Das wichtigste Accessoire aber für viele Metal-Fans ist die sogenannte Kutte. Abgekuckt von Bikern der Rocker-Szene im Großbritannien Ende 1970er Jahre. Bestehend aus Leder oder Jeansstoff und meist von oben bis unten versehen mit Aufnähern der favorisierten Bands. Zum einen will man seine Zugehörigkeit zur Subkultur anzeigen, zum anderen spielt die Abgrenzung zur Mainstream-Gesellschaft eine wichtige Rolle. Außenstehenden kann es schwer fallen, den geneigten Musikfan als solchen zu erkennen, da es manchmal zu Verwechslungen mit Anhängern der Gothic-Kultur oder Punks kommt. Entscheidender Unterschied zur Popkultur ist jedoch immer die Zeitlosigkeit und das Traditionsbewusstsein in Hinsicht auf Musik und Kleidung. Es bildet das Gegenstück zu kurzlebigen Modeerscheinungen und Chart-Musik. In der Öffentlichkeit herrschen geteilte Meinungen über Heavy Metal – Fans, obwohl beispielsweise Mega Events wie das größte Heavy Metal – Festival der Welt „Wacken Open Air“ mit jährlich ca. 75000 Besuchern grundsätzlich friedlich abläuft. Seit der ersten Veranstaltung 1990 traten keine schwerwiegenden Sicherheitsprobleme auf.
Auch die eigene Verwirklichung spielt eine wichtige Rolle. Es reicht oft nicht, die Musik nur zu hören, man will seinen Idolen auch musikalisch nacheifern. Oftmals spielen Heavy Metal – Fans selbst Instrumente, gründen Bands und tragen letztlich somit ihren Teil dazu bei, die Musik auf der ganzen Welt zu verbreiten. Um den eigenen Namen voran zu treiben, beginnt man live aufzutreten und kann sich so erste Feedbacks direkt aus der Community holen. Und schon vor dem ersten Plattenvertrag werden in Eigenregie personalisierte T-Shirts und erste Demo-CDs erstellt. Nach einem gelungenen Auftritt, werden die Tonträger und Band-Shirts dann auch gern belohnend von den ersten Fans gekauft. Somit sorgt man sofort für die Verbreitung des eigenen „Labels“, denn ein unbekannter Band-Name auf dem T-Shirt sorgt rasch für Gesprächsstoff in der Community. Der erste große Schritt für eine neue und hungrige Band ist der Vertrag mit einer Plattenfirma. Die Plattenlabels finanzieren dabei die Aufnahmekosten für eine bestimmte Auflage der ersten CD und haben eventuell noch etwas für Merchandise übrig. Startet die ganze Sache erfolgreich, besteht eine realistische Chance, auf ein Festival gebucht zu werden. Und schon spielt man vor mehreren tausend Menschen und muss sich beweisen.
Mittlerweile gibt es in Deutschland über 60 Metal – Festivals in Größenordnungen zwischen 300 und 75.000 Besuchern. Die Festivals laufen über mehrere Tage und bieten einer Vielzahl an Bands die Möglichkeit, neue Fans zu gewinnen. Die stetig steigende Anzahl an Festivals verdeutlicht, dass sich diese Treffen in den letzten Jahren zu den wichtigsten Ereignissen innerhalb der Szene entwickelt haben. Ein großer Teil der Veranstaltungen findet im Sommer unter freiem Himmel statt. Neben den Auftritten der Musiker werden bei den größeren Events Attraktionen wie Mittelalter-Märkte, Kleidungs- und Essstände, sowie andere künstlerische Shows geboten. Beim „Wacken Open Air“ beispielsweise stellt der Veranstalter zusätzlich ein kleines Grundpaket, das neben klassischen Werbeartikeln wie Schlüsselanhänger auch nützliche Festival-Accessoires wie einen Regenponcho und Ohrenstöpsel beinhaltet.
Kommerziell erfolgreich war Heavy Metal lediglich in den 70er und 80er Jahren. Bis auf einzelne Chart-Platzierungen oder Teilnahmen am Eurovision Songcontest, bleibt diese Spielart der Musik lediglich innerhalb der Szene relevant. Trotz teilweise kritischer Auseinandersetzung mit Gesellschaftsordnungen und politischen Kontexten sieht sich die Szene insgesamt als unpolitisch. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch für Menschen geöffnet, die sich äußerlich und damit einhergehend manchmal auch mit ihrer Lebensweise von der Norm abgrenzen. Somit erfahren auch Heavy-Metal Fans, die sich offensichtlich als solche zu erkennen geben, zunehmend Akzeptanz in der Öffentlichkeit und müssen heutzutage weniger mit Vorurteilen kämpfen.
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